DIE SAGE VON DER BILDFÖHRE

Zwischen Kettlasbrunn und Blumenthal steht am Wegrand eine einzelne, alte Föhre. Bei diesem Baum hatte es vor vielen Jahren gespukt - hier trieben Hexen ihr Unwesen. Besonders in der Nacht sausten sie auf ihren Besen durch die Luft. Mit ihren langen roten Haaren, den spitzen Nasen und Hörnern sahen sie furchterregend aus, und jeder hatte Angst vor einer Begegnung mit ihnen. So manchen ahnungslosen Wanderer überfielen sie in der Nacht und verprügelten ihn.

Einmal ging zu später Stunde ein Ehepaar von Blumenthal heim nach Kettlasbrunn nach Hause. Als sie an der Föhre vorbeikamen, sauste die Hexenschar aus der Baumkrone herab und verprügelte die beiden. Nur mit Mühe konnten die zwei davon rennen und so weiteren Misshandlungen entfliehen.

Zum Dank für die glückliche Rettung ließ das Paar in der Kettlasbrunner Kirche ein Bild weihen. Dieses befestigten sie an der Föhre, wo seither jeder getrost vorbei gehen kann, ohne sich vor den Hexen fürchten zu müssen. Seit damals heißt die alte Föhre "Bildföhre".

Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 224