26. Der Teufelsmüller von Dobermannsdorf.

Als dieser Ort nur aus drei Häusern bestand, die einem wilden Müller gehörten, der die Leute der Umgebung auf alle mögliche Art und Weise in Unruhe versetzte, kam einmal eine junge, hübsche und beherzte Dirne dahin, in welche sich derselbe in allem Ernste verliebte. Die Dirne, die dem wüsten, aber stattlichen Müller wohl zugetan war, merkte aber bald, dass sich derselbe dem Teufel verdungen und dass sie ihn, wenn das gefährliche Bündnis nicht zunichte würde, nicht zum Ehemann haben könne und so sann sie auf einen Plan, um den Teufel zu überlisten, was ihr auch glücklich gelang. In der Mühle waren zwei Stuben, wovon die eine ein gelbes und die andere ein rotes Fenster hatte. In der gelben Stube schliefen die Knechte, in der roten aber des Müllers Dirnen. Nachdem der Teufel mit dem Müller, was die Dirne erlauschte, bedungen hatte, dass alles, was durch das Fenster in die rote Stube komme, sogleich für immer in die Hölle müsse, so wies dieselbe den Teufel - als er wieder einmal zu Besuch kam - zur roten Stube hin, woran sie aber früher noch das Fenster mit dem der Burschenstube vertauscht hatte und als derselbe die Tür da versperrt fand, so stieg er ohne Arg durch das gelbe Fenster in die rote Stube selbst ein. Kaum war er aber im Dirnenstübchen, so ersah er auch schon seinen Irrtum und fuhr mit einem fürchterlichen Gefluche sofort durch das Estrich für ewig in die Hölle. Die überglückliche Dirne nahm darauf den geretteten Müller zum Manne und lebte lange und zufrieden mit ihm.

Gustav Calliano, Niederösterreichische Volkssagen. Der Niederösterreichische Landesfreund. Baden. IV/1895, S. 54;

Quelle: Sagen, Schwänke und andere Volkserzählungen aus dem Bezirk Gänserndorf. Hans Hörler, Heinrich Bolek, Gesammelt von der Lehrerschaft des Bezirkes Gänserndorf 1951. Neuauflage 1967.
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