Die Brotlaibmarter
Am Wege gegen Ober-Pfaffendorf steht eine sehr
alte Steinsäule, die als "schwarze Marter" bekannt ist.
Sie heißt aber auch "g'spitzte Marter", wegen ihres spitzt
zulaufenden Helmes. Die Sage erzählt folgendes: Als vor etlichen
hundert Jahren eine Hungersnot in der ganzen Gegend herrschte, lebte in
Raabs ein hartherziger Bäcker; der hatte noch Brot zu verkaufen.
Da kam ein todhungriger Handwerksbursche an dem Laden mit dem frei liegenden
"Bacht" vorbei und eignete sich einen Laib Brot an. Aber der
Bäcker hatte die Entwendung bemerkt, eilte dem Burschen nach und
erschlug ihn. - Als Sühne mußte er die Marter errichten lassen,
auf der oben, an einer Seite, heute noch ein eingegrabener Kreis an den
Brotlaib erinnert. Eine Inschrift auf der anderen Seite der Säule
soll angeblich über die Tat berichten.
Quelle: Kießling,
Franz: Frau Saga im niederösterreichischen Waldviertel, (Bd. I-IX)
1924-1930. Bd. 5, S. 46