Die Mutter Gottes mit sechs Fingern und der Name "Maria Laach"
In der Kirche von Maria Laach hat der Seitenaltar auf der Evangelienseite ein uraltes Bild, auf dem die heilige Jungfrau an einer Hand sechs Finger ausweist. Um diese Sonderlichkeit zu erklären, erzählt man sich schon seit langen Jahren, der Maler habe aus Uebermut oder Versehen an der Hand, welche den Rosenkranz emporhebt, sechs Finger gemalt. Als er dann später seinen Fehler bemerkte oder darüber Reue empfand, verbesserte er ihn, aber am anderen Morgen war der 6. Finger wieder zu sehen. Der Künstler übermalte ihn neuerlich, doch er kam abermals zum Vorschein. Das wiederholte sich noch zweimal. Mißmutig soll jener darauf gesagt haben:
"Na, Mariel, jetzt lach' zu deine sechs Finger".
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Andere behaupten, Maria hätte vom Himmel herab über das vergebliche Bemühen des Malers herzlich gelacht. Das Ereignis war als Wunder allgemein bekannt geworden, zahlreiche Leute strömten zur Besichtigung herbei, das Gotteshaus wurde daher zur Wallfahrtskirche und erhielt zusammen mit dem Orte seinen Namen nach dem Ausspruch des Maler oder, weil die Muttergottes im Himmel hatte lachen müssen.
Für die sechs Finger auf dem Marienbilde gibt es auch andere Deutungen. So sollen die Sprossen des Kuenringer Geschlechtes sehr häufig an einer Hand sechs Finger gehabt haben. Um dieses Famitienübel zu bannen, stiftete ein Mitglied des Hauses die Kirche zu Maria Laach und ließ jenes Bild mit den 6 Fingern malen.
Von einem Herrn van Kuesstein wieder erzählt sich das Volk, er habe
einst in großer Not und Feindesbedrängnis seine Zuflucht zur
Gottesmutter in der Maria Laacher Kirche genommen. Als er mit seinen Getreuen
dahin ging, sagte sein Freund: EWenn die heilige Maria dir noch helfen
könnte, so müßte sie sechs Finger haben". Der Ritter
sank nun vor dem Gnadenbilde auf die Knie und betete inbrünstig.
Als er einmal aufblickte, bemerrkte er, daß Mariens Hand auf dem
Bilde wirklich sechs Fing zeigte. So hatte die heilige Jungfrau das in
sie gesetzte Vertrauen in wundersamer Weise belohnt und verhalf dem Kuefsteiner
im weiteren zum Siege.
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 17, S. 26f