Die beleidigte Wassernixe

Der alte Eglseer-Vater, vulgo "Geißweger", weiß folgende anmutige Sage: Vor 300 Jahren waren in der Ortschaft Altenrat nur einige Häuser. In dieser Siedlung stand ein einziger Ziehbrunnen, bei welchem die Bewohner das Koch- und Trinkwasser schöpften. Ein derartiger Brunnen war damals noch eine seltene Errungenschaft, worüber die Bewohner von Altenrat auch sehr stolz waren und alle übrigen Wasserquellen ungenützt ließen.

Dies hat nun die unterirdische Wassernixe von Altenrat derart verstimmt, daß sie mit ihren natürlichen Wasserquellen nach Kanning hinüberzog, um die dortigen Bewohner leicht und reichlich mit Wasser zu versorgen. Der alte Brunnenschacht besteht heute noch beim Hause Altenrat Nr. 5. Die Wasserquellen jedoch, welche damals die ganze Siedlung mit gutem Wasser reichlich versorgt haben, sind gänzlich eingetrocknet und versiegt. (Appenauer.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 107
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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