Wallseer Thomasnacht

In der Thomasnacht sind einmal einige Wallseer Mädchen Weichselbaumbeuteln gegangen. Und haben dabei ihr Sprüchlein gesagt: "Weiselbaum, ich schüttle dich, Weiselbaum, ich rüttle dich, laß mir ein Hunderl bellen, wo sich mein Schatz wird melden!" Da hat sich bei einer ein großer Hund gemeldet, aus der Richtung eines schönen Bauerngutes. Aha, dachten alle, die heiratet dorthin. Bei einer anderen hat sich ein kleiner Hund gemeldet. Die wird auf ein kleines Haus heiraten! Bei einer hat sich gar kein Hund gerührt. Die muß ledig bleiben!

Wie aber Rosl, die Stalldirn, darangekommen ist, hat ein Hund von der Donau her gebellt, wo gar kein Haus steht. Schaurig und grell heulte es durch die Nacht. Alle Mädchen wurden kreidebleich und schlichen sich still nach Hause. Im Frühjahr darauf wurde mit einer Zille von einer Donauinsel Reisig geholt. Die Rosl war auch im Boot. Da kippte die Zille um, und Rosl ertrank in der Donau. Die Leute behaupteten, es hätte sie das Donaumanderl geholt. (Mayr, Ornazeder.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 63
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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