Der Ferschnitzer Teufelstänzer

In der Umgebung von Ferschnitz lebte vor vielen Jahren eine überaus stolze Magd. Jeder Bursche war ihr zu minder, um sich mit ihm auch nur in ein Gespräch einzulassen. Als sie eines Abends im Stalle gerade ihre Arbeit verrichtete, erschien ein außergewöhnlich schöner Jüngling und bat sie, mit ihm zum Tanz zu gehen. "Das ist endlich einmal einer, der zu mir paßt", dachte sie und willigte ein. Beim Tanz unterhielt sich die Magd sehr gut. Er war nett und aufmerksam und begleitete sie natürlich auch wieder nach Hause. Als sie zum Rudlingsteg kamen, ging die Magd hinter ihrem Tänzer über den Steg. Aber, o Schreck, was sie da sah, ließ ihr die Haare zu Berge stehn! Ihr Begleiter besaß nur einen Menschenfuß, der zweite sah wie ein Pferdefuß aus! Jetzt wußte sie, mit wem sie es zu tun hatte! Als sie über dem Stege waren, lief sie in namenloser Angst dem Grauenhaften voraus. Dieser hetzte hinter ihr her. Mit schlotternden Knien und außer Atem flüchtete sie in das nahe Hanffeld. Wütend umkreiste der Teufel nun zehnmal das Feld, denn in den Hanf durfte er nicht hinein. Schließlich gab er es doch auf, und in einer Staubwolke war er verschwunden. Das Mädchen aber blieb im Hanffeld, bis der Morgen graute. Von dieser Zeit an hatte es alle Lebensfreude verloren, und in 14 Tagen starb es. Die Burschen und Mädchen von Ferschnitz gaben der Unglücklichen das letzte Geleite, der schöne Tänzer war nie mehr zu erblicken. (Riedl.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 19
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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