Der Teufelsspuk in der Mosing

In der Mosing bei Haidershofen soll vor vielen, vielen Jahren ein grundloses, gefährliches Moor gewesen sein, in dem der Leibhaftige umging. Die ersten Ansiedler, die sich dort niederließen, hatten viel unter teuflischem Ungemach und Mißgeschick zu leiden, obwohl sie rechtschaffene Christen waren. Um endlich Ruhe zu bekommen, beschlossen sie, den Sumpf auszutrocknen. In langer, mühevoller Arbeit gruben sie einen Abfluß zur Enns, so daß das Wasser abrinnen konnte und der heutige Mosingbach entstand. Ihre harte Arbeit wurde belohnt. Der Spuk verschwand, und aus dem Teufelsmoor wurden fruchtbare Äcker und Wiesen. Der heutige Name Mosing weist noch auf dieses Moor hin.

Später aber soll sich der Teufel wieder in der Mosing bemerkbar gemacht haben. So soll der Gehörnte immer gerade mitten in der Heiligen Nacht beim Mosingmayr, wo die Haagerstraße steil bergauf vorüberführt, mit einer Kutsche vorgefahren sein und fürchterlich geflucht und geschrien haben:

"Mosingmayr, vürspanna! Mosingmayr, vürspanna!" Dieses Geschrei dauerte jedesmal so lange, bis der Mosingmayr aufstand, seine Ochsen einspannte und betend auf der steilen Straße Vorspann leistete, worauf die Kutsche verschwand.

Eine andere Fassung dieser Sage lautet: Wenn man vom Dorfe Haidershofen nach Haag geht, erreicht man bald ein ziemlich steiles Straßenstück. Am Beginn der Steigung steht das Bauernhaus "Loibl", und danach nennt man diese Stelle den Loiblberg. In manchen Nächten, besonders in den Rauhnächten, kam der Teufel mit seinem Fuhrwerk dahergefahren und schrie wütend gegen das Bauernhaus: "Mosingmayr, vürspanna, Mosingmayr, vürspanna!" Die Leute in der Stube zündeten darauf geweihte Kerzen an. Einer faßte meistens Mut und schaute vor das Haus, aber nichts war zu sehn. Nur das ferne Gepolter eines Pferdewagens konnte man vernehmen. EinmaI, als der Mosingmayr selbst nachschauen ging, rollten feurige Scheiben wie glühende Mühlsteine den Berg herunter. (Kindslehner, Walter.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 110
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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