ST. PETRUS REGIERT DIE WELT

Einst gingen der Herr und Petrus samt den übrigen Jüngern über Land und der Herr redete mit ihnen von der Weltregierung. Da meinte Petrus: "So einmal an Gottes statt die Welt regieren, das könne eben nicht unangenehm sein". Christus blickte ihn an und sprach: "Dein Wunsch sei dir gewährt". Ein Weib kam des Weges her mit einer Geiß, ließ sie auf die Weide und rief ihr nach: "Gehe hin, Gott behüte dich!" Der Herr wandte sich zu Petrus: "Hast du gehört ? tue darnach!" Da mußte der gute Apostel den ganzen Tag das Böcklein hüten, wie es durch Hecken und Stauden schlüpfte und über die Zäune sprang; er mußte ihm durch Dorngesträuch nachlaufen, bergauf, bergab und konnte mit dem Tier nicht zurechtkommen. Abends kehrte er zu seinem Meister zurück und legte reumütig die Weltregierung wieder in dessen Hand.


Kommentar: (Becker, Ötscher.)
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band II, S. 23