Der braune Fleck am Stiftsgebäude in Seitenstetten

Wenn die Sonntagberger Wallfahrer am Stifte Seitenstetten vorbeizogen, beobachteten sie einen braunen Fleck am Stiftsgebäude. Von diesem hieß es, dass er nach jedem überstreichen und überfärbeln immer wieder zum Vorschein kam. Die Leute sagten, an dieser Stelle sei der Teufel mit einem Stiftsabte ausgefahren.

Vermutlich war damit ursprünglich Abt Benedikt I. (1437-1441) gemeint, der von dem Schottenstift in Wien nach Seitenstetten kam. Er war es, der auf dem Sonntagberg die erste Kapelle zu Ehren des Erlösers erbaute, weshalb der Sonntagberg damals auch Salvatorberg (Salvator = Retter, Erlöser) genannt wurde. Vor seinem Eintritte in den Orden stand Benedikt, der von ungewöhnlicher Körpergröße und unheimlichem Aussehen war, als Schwarzkünstler und Possenreißer im üblen Rufe, weshalb er auch den Namen "der schwarze Mönch" erhalten hatte. Die Volkssage hat die Erinnerung an seine frühere Betätigung als Zauberer im Gedächtnis festgehalten, seine Bekehrung hat sie vergessen. (Dr. P. Petrus Ortmayr.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
© digitale Version: www.SAGEN.at .