DIE HÜHNER REITET DER SCHRADL

Zu Zeiten erheben die Hühner in der Steige ein ungewöhnliches Geschrei, als ob ein wildes Tier unter sie gefahren wäre. Sieht man nach, so findet man sie verrupft, mit zerzausten Federn und ermattet. Der Schradl hat sie geritten. (Unter Schradl denkt man sich ein Gespenst und bezeichnet mit dem Ausdruck auch die Krankheit, welche durch dieses Gespenst verursacht wird.) Im Garten des Gebirgs-bauers findet man häufig die Stechpalme gezogen, deren Blätter von Zeit zu Zeit in die Hühnersteige gelegt werden, um das Geflügel vor dem Schradl zu bewahren. Die Pflanze aber nennt das Volk auch Schradl.


Kommentar: (Becker, Ötscher.)
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band II, S. 79