Das wundertätige Marienheiligtum in Ernsthofen

Der Volksmund berichtet, daß vor vielen Jahrhunderten eine Marienstatue mit dem Jesukindlein, beide Figuren gekrönt, in der Enns herabgetrieben, nächst der alten Kirche von Ernsthofen geborgen und in dieser aufgestellt worden sei. Die knapp am Ennsufer stehende alte Kirche von Ernsthofen mußte wegen der andauernden Hochwassergefahr im Jahre 1662 abgetragen werden.

Nach dem völligen Abbruch der Kirche sollte Ernsthofen zur Pfarre St. Valentin kommen und die Glocken sowie das schöne Marienstandbild dorthin gebracht werden. Aber eine unsichtbare und geheimnisvolle Macht verhinderte das Wegbringen der den Ernsthofnern so teuren Reste der alten Kirche. Selbst die stärksten Pferde konnten den Wagen nicht von der Stelle bringen. Also hat man in Ernsthofen die neue Pfarrkirche nebst einem Friedhof an einer vor den Ennsfluten gesicherten Stelle erbaut. Jetzt erst recht wurde das Marienstandbild Ziel vieler, vieler Wallfahrer, um sich bei der seligsten Jungfrau Trost und Fürbitte zu holen.
Diese Wallfahrten finden auch heute noch, besonders aus Stadt Haag und St. Valentin, an den sogenannten "Goldenen Samstagen" im Oktober statt. Allerdings ist das alte Marienstandbild im Laufe der Zeit abhanden gekommen, und die jetzige Statue stammt aus neuerer Zeit. (Nach Dr. Stark.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 106
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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