Die verhexten Kühe des Krenbauern

Ein KleinhäusIer in St. Georgen in der Klaus, dessen Großvater als zwöIfjähriges Büblein bei dem merkwürdigen Ereignis dabei war, erzählte mir folgende Begebenheit: Einst trug es sich zu, daß die Kühe des Krenbauern in der Nähe der Großau bei Ertl keine Milch gaben, sie waren verhext. Da gab es aber in der Nähe einen Schuster, der sich auf das sogenannte "Abbrauchen" verstand. Man lud ihn ein, und bald kam er schwitzend und keuchend mit seinem Formelbuch, das ihn ein bißchen mit dem Höllischen verband, im Hofe an. Die Schweißtropfen hatte der Schuster deshalb verloren, weil sich ein "Abbraucher" auf verhextem Boden nur äußerst schwer fortbewegen konnte. Am Abend, nachdem der zauberkundige Mann seine Formeln im Stalle gelesen hatte, molk die Magd alle Kühe, die nun wieder etwas Milch gaben. Da stürzte der Schuster schreiend und jammernd in die Stube. Er hätte etwas zu verlesen vergessen, und dafür hole ihn nun der Höllische, so klagte er herzzerreißend. Der Krenbauer rief seine Leute zusammen, und laut beteten alle den Rosenkranz, um damit den Teufel in die Flucht zu schlagen. Und richtig! Der Schuster las bebend seine "Abbrauchformeln" noch einmal, kalter Schweiß stand ihm dabei auf der Stirne, und als er eben fertig war, da stand der Höllische leibhaftig in der Stube und fuhr brüllend zum Fenster hinaus. Der Schuster verbot allen, dem Teufel durch das Fenster nachzuschauen. Von dieser Stunde an gaben die Kühe des Krenbauern mehr Milch denn je. (Haiger.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 31
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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