Die Erbauung der Kirche von Neuhofen

Vor mehr als 1000 Jahren wohnten auf dem damals dichtbewaldeten Kornberg Holzknechte. Die wollten an der Stelle, wo heute das Marterl in der Wies steht, eine Kapelle bauen. Weil sie aber recht kümmerlich lebten, brachten sie das dazu nötige Geld nicht auf. Ein Gutsherr, der in der Nähe wohnte, versprach zu helfen. Doch vergingen Jahre und mit dem Bau rührte sich nichts. Eines Tages befand sich der Gutsherr auf der Jagd im Kornberger Walde. Eben verfolgte er einen prächtigen Vierzehnender, der bei dem Marterl in der Wies verschwand. Da sah er plötzlich eine weiße Frau an der Stelle stehn, an der der Hirsch verschwunden war. Diese Frau wies mit dem Arm auf das Marterl und verschwand im selben Augenblick. Nun erinnerte sich der Gutsherr seines Versprechens und begann·mit dem Bau der Kapelle. Als die Grundmauern vollendet waren, fanden die Holzknechte am nächsten Tage das Mauerwerk eingestürzt, es mußte von neuem begonnen werden. Doch das wiederholte sich längere Zeit. Was bei Tag gebaut wurde, stürzte in der Nacht, wie von unsichtbarer Hand vernichtet, zusammen, und der Bau kam nicht vorwärts. Eines Tages, als die Holzknechte wieder zum Bauplatze kamen, waren die Mauern verschwunden. Nach längerem Suchen fanden sie die Trümmer am bewaldeten Fuße des Kornberges. Nun bauten sie hier weiter und vollendeten ohne Zwischenfall das Gotteshaus von Neuhofen. (Panstingl.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 22
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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