Der fluchende Bauer im Hühnerloch

Ein Haager Bauer war bekannt und gemieden wegen seines gräßlichen Fluchens. Er fluchte, wenn es heiß war und wenn es regnete, er fluchte beim Essen und bei der Arbeit. Nichts war ihm recht. Einmal, vor langer, langer Zeit, wackelte er vom Wirtshaus heim und fluchte wieder ganz schrecklich. Da bekam er auf einmal einen Begleiter, einen Hund mit roten Augen, der nicht mehr von seinen Fersen wich. Dem Manne wurde bange ob dieses unheimlichen Tieres, und er ahnte, daß es in Wirklichkeit der Teufel sei! Immer schneller und schneller rannte der Bauer, und bald hatte er sein Haus erreicht. Aber er getraute sich nicht anzuläuten, weil er fürchtete, der teuflische Hund könnte mit ihm ins Haus eindringen. In seiner höchsten Verzweiflung schloff er nun blitzschnell durch das Loch in der Türe, wo die Hühner aus- und eingingen, und warf schleunigst hinter sich das Hühnerbrett herunter. Draußen verwandelte sich der Hund, und der Teufe! sprang wütend an die Haustüre, daß es im ganzen Hause dröhnte und krachte; aber er konnte nicht hinein. Am nächsten Morgen sah man an der Haustüre einen schwarzen Hufabdruck. Der Bauer ließ ein neues Tor anfertigen, aber über Nacht bemerkte man auch daran den Abdruck des Teufelshufes. Seit dieser Nacht war der Bauer vom Fluchen geheilt! (Kindslehner.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 99
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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