Die Gründung der Haidershofner Kirche

Vor vielen hundert Jahren sollte in Dirnberg, im heutigen Vestental, ein Kirchlein erbaut werden. Andere Leute meinen, daß in der "Linzeröd" der erste Bauplatz gewesen sei. Fleißige Hände schafften viele Bausteine herbei. Aber, als man eines Morgens zur Baustelle kam, war das gesamte Baumaterial verschwunden. Man brachte neue Steine zum Bauplatz, jedoch auch diese waren über Nacht wieder verschwunden. Ein weißer Stier soll sie nachts auf seinem Rücken zum sogenannten Wasserturm an der Enns, dem heutigen Kirchturm von Haidershofen, getragen haben. Die Bewohner nahmen dies als ein Zeichen des Himmels und errichteten dort, wo das heutige Totenkammerl der Pfarrkirche steht, eine große Kapelle, die dann zu einer Kirche vergrößert wurde. Der Wasserturm, ein mächtiger, vierkantiger Wehrturm, wurde zum Kirchturm ausgebaut.

Eine andere Sage läßt die Kirche als Danksagung für glückliche Errettung aus Wassernot entstehn. Hier befand sich bis in die jüngste Zeit eine uralte Überfuhr über die reißende Enns, hier kreuzte sich der Wasserweg mit dem Landwege. Aus dem inneren Bedürfnis der Überfahrer, die für die bevorstehende oder gut überstandene Überfahrt Schutz erflehen und Dank sagen wollten, soll die Kapelle zur Kirche erweitert worden sein. Heute hat der Stausee mit seinen Fluten die Stelle der einstigen Furt bedeckt. (Kindslehner, Walter.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 107
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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