Der Teufel im Eizengraben

"Unrecht Gut gedeihet nicht!" - So mahnt uns heute noch ein schlichtes Holzkreuz, das zwischen Wiesen und Feldern in der Nähe des Huberbauern in der Stephansharter Au steht. Daran knüpft sich folgende Sage:

Unweit des Steirerbauern in der Au wurde einst an einem düsteren Septemberabend ein Sautreiber ermordet und seines vielen Geldes beraubt. Die Tat beging der sogenannte "Hoaderhiasl". Das Geld wurde auf dem Dachboden des Huberbauern unter einem alten Regenschirm versteckt. Die Huberbäuerin war es auch, die den größten Teil des Blutgeldes für sich in Anspruch nahm. Allen aber, die von diesem Gelde nahmen, brachte es Unglück oder schrecklichen Tod. So auch der Huberbäuerin. Mit einem Teile des Mordgeldes ging sie Ende September zum berühmten Kollmitzberger Schusterkirtag, um dort einzukaufen. Über dem vielen Einkaufen wurde es der Huberbäuerin spät. Eilig trat sie den Heimweg an. Es dunkelte schon, als sie durch den Eizengraben eilte. Da stand plötzlich ein sonderbar aussehender Mann an ihrer Seite. Die Huberbäuerin fragte ihn, wo er so spät denn noch hingehe. Er gab aber keine Antwort. Da wurde es der Bäuerin in dem dichten Gehölz des Eizengrabens unheimlich zumute. Sie beschleunigte ihre Schritte. Als sie ängstlich nach ihrem verdächtigen Begleiter umsah, da war dieser bereits baumhoch und noch immer wuchs er schrecklich in die Höhe. Voll Entsetzen eilte die Bäuerin über Fuchshof nach Markt Ardagger, dicht hinter ihr folgte als ungeheurer schwarzer Schatten der Höllenfürst. In dem Augenblick aber, als sie den ummauerten Kirchengrund von Markt Ardagger betrat, war der Teufel verschwunden. Befreit aufatmend, eilte sie durch den Ort. Kaum aber hatte sie Markt Ardagger verlassen, da war der teuflische Geselle, diesmal auf einem mächtigen Rappen reitend, schon wieder hinter ihr her. Von Verzweiflung gepackt, rannte nun die Huberbäuerin durch die Au ihrem Hofe zu. Als sie zum Feldrain vor ihrem Hause gekommen war, brach sie zusammen. Der herbeieilende Bauer kam gerade noch zum Sterben seiner Frau zurecht. Mit den letzten Worten gestand sie ihrem Manne woher sie das Geld hatte. Zum Seelenheil der Verstorbenen ließ der Huberbauer das Kreuz errichten. (Feigl.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 55
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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