EIN GOTTESURTEIL

Der Baumeister, welcher die Kirche St. Wolfgang bei Kirchberg am Wechsel erbaut hatte, wurde beschuldigt, er habe den herrlichen Bau mit unrechtem Gute gefördert. Da erbot er sich, durch ein Gottesgericht zu beweisen, daß er auch nicht einen ungerechten Kreuzer zu dem Kirchenbau verwendet habe. Er werde nämlich von dem Giebel der neuen Kirche herabspringen und Gott, der Schirmer der Unschuld, werde ihn vor dem Verderben des Falles behüten. Er tat den schauerlichen Sprung, fuhr bis zu den Knien in die Erde und blieb unversehrt. Gott selbst hatte also die Unschuld des Baumeisters bestätigt.


Kommentar: (Leeb, Niederösterreichische Sagen.)
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band II, S. 36