DIE SCHINTEMUNT-ALM

Zwei Hirten auf der Plöcken im Gailtal führten ein gar übermütiges Leben. Sie machten aus Reisig und Stroh ein Männlein und nannten es Hansel. Dem gaben sie von allem, was sie aßen und tranken, und hielten es wie einen Menschen, so daß viel edle Gottesgabe verwüstet ward. Eines Abends, da sie schon mit dem Halterbuben zu Bette lagen, fiel es ihnen ein, daß der Hansel noch kein Abendessen bekommen hatte, worauf sie hinausgingen und dem Strohmännlein eine volle Schüssel vorsetzten. Aber zu ihrem Schreck hub das Männlein wirklich zu essen an und regte und bewegte sich. Sie flohen hurtig in die Kammer und schoben den schuldlosen Buben im Bette vor. Jetzt polterte das Strohmännlein die Türe herein, griff über das Bett und schrie:

Den ersten fint i,
Den zweiten schint i,
Den dritten wirf i iber die Hitten abaus.

Und so geschah es. Seitdem heißt der Ort die Schintemunt-Alm.

Franz Pehr, Kärntner Sagen. Klagenfurt 1913, 5. Auflage, Klagenfurt 1960, Nr. 70, S. 143