WIND ZAUBERN

Beim Teuchenthaler in Glödnitz war einmal eine Bäuerin, die konnte auch zaubern. In ihrer Küche hatte sie viele Stühle, aber nur eine Magd. Diese war sehr häßlich und boshaft. Die Bäuerin sagte eines Tages zu ihr: "Drei Stühle tust du in die rechte Ecke und die anderen sechs stellst du in die linke Ecke hinein. Wenn ein Wind kommen sollte, dann mußt du aber die Stühle in der Mitte zusammenstellen!"

Darauf verließ die Bäuerin die Magd, und bald darauf heulte auch schon der Wind um das Haus. Die Dirn aber warf die Stühle in der Stube herum, den einen dorthin, den anderen da her. Da lief der Wind um das Haus herum, immer schneller, immer wilder und wütender. Schon heulte er im Kamin und klapperte an den Fensterläden. Die Schindeln am Dache ächzten und stöhnten und der Dachstuhl bog sich. Nun kam noch ein heftiger Stoß. Die Balken riß es aus den Fugen und der Sturm zerriß das ganze Haus und alles, was drinnen war, samt der Magd.

Hätte die Magd mit den Stühlen richtig hantiert, so wäre das Haus verschont geblieben. Wohl aber wäre es dann dem Nachbar so ergangen. Seit jenem Unglück gab die Bäuerin das Windzaubern auf.


Quelle: Matthias Maierbrugger, Sagen aus dem Glödnitztal, Hrsg. und erläutert von Oskar Moser, in: Aus Kärntens Volksüberlieferung (Graber-Festschrift), Kärntner Museumsschriften XVII, Klagenfurt 1957, Seite 33