Der wilde Bergmann

Im Gnoppnitztal gibt es einige verlassene Bergwerksgruben, dort wurde vor langer Zeit Gold gegraben. Die unterste führte den Namen Untergrube. etwas weiter aufwärts ist die Obergrube. Der letzte Besitzer der Untergrube war ein wilder Geselle und dem Trunk ergeben. Unter den Bergleuten, die in der Untergrube arbeiteten, waren einige ebenso gottlos wie ihr Herr. Die Knappen der anderen Grube waren aber fromm und pflogen mit denen der Untergrube keinen Verkehr. Es war an einen schönen Sommertag. Die Sonne stand schon ziemlich hoch am Himmel, als der Besitzer der Untergrube sich gerade anschickte, in die Grube einzufahren. Wie er eben „los“ rufen wollte, kam ein kleiner Hirtenknabe dahergelaufen und bat ihn flehentlich um Hilfe. Eben sei sein Vater von einem Felsen abgestürzt und dabei ein Bein gebrochen. Er liege noch unter dem Felsen und konnte sich nicht helfen. Der rohe Bergherr fuhr den Kleinen an, er solle sich zum Teufel scheren. Wenn er allen Lumpen helfen wolle, hätte er viel zu tun. Der Knabe ließ sich in seiner Herzensangst um den Vater nicht abschrecken und drang mit flehentlichen Bitten in den Mann. Der Rohe lachte nur und traf Anstalten zur Einfahrt. Da hängte sich der Knabe an ihm fest und bat mit herzbewegenden Worten um Beistand für seinen Vater. Darüber geriet der unmenschliche Bergherr in solche Wut, daß er den Knaben seine Pike über den Kopf schlug und dieser auf der Stelle tot zusammenbrach. Als ob nichts geschehen wäre, fuhr der Entmenschte nun in den Schacht. Unten angekommen, erzählte er seinen Leuten die grauenvolle Tat. Aber die Knappen waren gerade so roh und gefühlslos wie ihr Herr und machten nur rohe Scherze über den Vorfall. Plötzlich hörte man aus der Tiefe ein schauerliches Brausen, das kam näher und immer näher. Die entsetzten Bergleute wollten nach oben fliehen, aber gewaltige Wassermassen brachen aus den Rissen und Spalten des Gesteins hervor und ertränkten alles Lebende. Seit jener Zeit fließt aus der Grube ein kleiner Bach und in der Grube irren die Geister der auf so grauenvolle Weise ums Leben gekommenen Bergknappen umher und harren der Erlösung, die aber nicht kommen will.

Quelle: Gemeindechronik Greifenburg; Email-Zusendung von Sepp, 4. Februar 2010.