Die Wäscherinnen am Weiher „Rahloch“

Zwischen Sandweiler und Itzig, im Ort genannt „Rahloch“ bei Scheidhof, befindet sich ein Weiher, der vor alten Zeiten sehr übel berüchtigt war. Einst passierte dort in später Nacht ein einsamer Wanderer und hörte schon von weitem die Bleuelschläge von Wäscherinnen in der Stille der Nacht ertönen. Als er näher kam, sah er am Rande des Weihers einige alte Frauen, welche mit ihren Waschbleueln still und stumm die Wäsche schlugen, die sie vor sich hatten. Er sah darin nichts Übernatürliches und redete sie folgendermaßen an: „Ihr wascht da sehr spät!“ Er erhielt keine Antwort. „Ah, ihr lumpiges Weibsvolk, wollt ihr nicht meine Kleider waschen?“ hub er von neuem an. Kaum waren diese Worte über seine Lippen gekommen, als er eine solche Tracht Prügel bekam, dass er die Besinnung verlor und ohnmächtig zu Boden fiel. Als er später wieder zu sich kam, fühlte er, dass seine Kleider ganz durchnässt waren, und begriff nun, dass die Wäscherinnen ihm während seiner Besinnungslosigkeit wirklich die Kleider ausgezogen und sie gebleuelt hatten. Außer sich vor Angst und Schrecken lief er pfeilschnell nach Hause und bemerkte erst des anderen Tages, dass seine Haare infolge des ausgestandenen Schreckens grau geworden waren.

Zollbeamter J. Wolff

Quelle: Nikolaus Gredt, Sagenschatz des Luxemburger Landes, Luxemburg 1883