Das Männlein auf dem Rücken
Als im März
1669 nach Torgau hin ein Seiler seines Wegs gewandelt, hat er einen Knaben
auf dem Felde angetroffen, der auf der Erde zum Spiel niedergesessen und
ein Brett vor sich gehabt. Wie nun der Seiler solches im Überschreiten
verrückt, hat das Knäblein gesprochen: »Warum stoßt
Ihr mir mein Brett fort? Mein Vater wird's Euch danken!« Der Seiler
geht immer weiter, und nach hundert Schritten begegnet ihm ein klein Männlein,
mit grauem Bart und ziemlichem Alter, von ihm begehrend, daß er
es tragen möge, weil es zum Gehen ermüdet sei. Diese Anmaßung
verlacht der Seiler, allein es springet auf seine Schultern, so daß
er es ins nächste Dorf hocken muß. Nach zehn Tagen stirbt der
Seiler. Als darüber sein Sohn kläglich jammert, kommt das kleine
Bübchen zu ihm mit dem Bericht, er solle sich zufrieden geben, es
sei dem Vater sehr wohl geschehen. Weiter wolle er ihn, benebenst der
Mutter, bald nachholen, denn es würde in Meißen bald eine schlimme
Zeit erfolgen.
Kommentar: Prätor.:
Weltbeschreibung, II, 584, 585.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm),
Kassel 1816/18, Nr. 145.