Das Teufelsbad zu Dassel
Unweit Dassel, in einem grundlosen Meerpfuhl,
welcher der bedessische oder bessoische heißt, soll eine schöne
und wohlklingende Glocke liegen, welche der leibhaftige Teufel aus der
Kirche zum Portenhagen dahin geführt hat und von der die alten Leute
viel wunderbare Dinge erzählen. Sie ist von lauterem Golde, und der
böse Feind brachte sie aus Neid weg, damit sich die Menschen ihrer
nicht mehr zum Gottesdienst bedienen können, weil sie besonders kräftig
und heilig gewesen. Ein Taucher erbot sich, hinabzufahren und sie mit
Stricken zu fassen, dann sollten die Leute oben getrost ziehen und ihrer
Glocke wieder mächtig werden. Allein er kam unverrichteter Sachen
heraus und sagte, daß unten in der Tiefe des Meerpfuhls eine grüne
Wiese wäre, wo die Glocke auf einem Tische stehe und ein schwarzer
Hund dabeiliege, welcher nicht gestatten wolle, sie anzurühren. Auch
habe sich daneben ein Meerweib ganz erschrecklich sehen und hören
lassen, die gesagt: es wäre viel zu früh, diese Glocke von dannen
abzuholen. Ein achtzigjähriger Mann erzählte von diesem Teufelsbad:
Einen Sonnabend habe ein Bauer aus Leuthorst unfern des Pfuhls länger
als Brauch gewesen, nachdem man schon zur Vesper geläutet, gepflügt
und beides, Pferde und Jungen, mit Fluchen und Schlägen genötigte
Da sei ein großer, schwarzer und starker Gaul aus dem Wasser ans
Land gestiegen. Der gottlose und tobende Bauer habe ihn genommen und in
Teufels Namen vor die andern Pferde gespannt, in der Meinung, nicht ehnder
Feierabend zu machen, bis der Acker herumgepflüget wäre. Der
Junge hub an zu weinen und wollte lieber nach Haus, aber der Bauer fuhr
ihn hart an. Da soll der schwarze Gaul frisch und gewaltig die armen ausgemergelten
Pferde mitsamt Pflug, Jung und Bauer in das grundlose Loch und Teufelsbad
gezogen haben und nimmermehr von Menschen gesehen worden sein. Wer den
Teufel fordert, muß ihm auch Werk schaffen.
Kommentar: Letzner:
Dasselische Chronik, Erfurt 1596, Buch V, c. 13, Buch VIII, c. 9.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm),
Kassel 1816/18, Nr. 202