Die Sage vom Teufelsbadteich
Vor Zeiten lebten an der Weser zwei Riesen oder Hünen; der eine,
Otto vom Stein, in der Gegend des heutigen Ottenstein, der andere in dem
Hünengrunde unweit Polle. Jener war ein Bäcker, dieser ein
Müller. Es hatten aber beide als gute Nachbarn einen Vertrag miteinander
abgeschlossen, wonach der Bäcker bei dem Müller unentgeltlich
mahlen und dieser bei jenem unentgeltlich backen durfte. Für den
Müller im Hünengrunde war das laute Kratzen mit dem Troghaken
das Zeichen, daß der Nachbar Bäcker den Ofen geheizt und daß
es Zeit sei den Brotteig zu bringen. Eines Tages wollte nun der Müller
auch wieder backen und wartete auf das bekannte Zeichen. Otto, der Bäcker,
hatte aber seinen Nachbarn ganz vergessen und war in das vor Ottenstein
liegende Wasser, das Teufelsbad, gegangen, um zu baden. Das Abreiben des
Körpers verursachte aber ein ähnliches Geräusch wie das
Kratzen mit dem Troghaken, und sofort erschien der Müller mit seinem
Brotteige.
Aber wie erstaunte er, als er den Ofen gar nicht geheizt und den Bäcker
nicht einmal zu Hause fand. Im großen Zorne begab er sich nach dem
Teufelsbade, um unter lautem Schelten dem untreuen Nachbarn den Vertrag
zu kündigen und ihm hinfort seine Mühle zu versagen. Der Bäcker
geriet dadurch in eine große Verlegenheit, da er nun nicht wußte,
wo er mahlen sollte, und rief den Teufel um Hilfe an. Dieser kam und war
auch bereit, dem Hünen in seiner Not beizustehen. Er nahm seine Lanze
und stieß dieselbe mit so grausamer Stärke tief in den Teich
hinein, daß die Spitze mitten in den Klippen am linken Weserufer
wieder hervordrang und sogleich ein starker Wasserstrom nachfolgte. Hier
erbaute sich nun Otto vom Stein eine Mühle und war aus aller Verlegenheit.
Darum heißt das neue Haus die Teufels- oder Steinemühle.
Quelle: Email-Zusendung von Michael Festing, 22. September 2004