DIE SILBERNE GLOCKE ZU CELLE

Es war zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Da ging im November des Jahres 1628 eine Frau von Lachendorf nach Celle, um für ihren kranken Mann ein Heilmittel von der Apotheke in Celle zu holen. Sie mußte durch den großen Wald zwischen Lachendorf und Lachtehausen gehen, der die Sprache heißt. Darin verirrte sie sich und konnte nicht wieder aus dem Walde herausfinden. Hilflos sank sie in das Farnkraut nieder und rief Gott um Hilfe an. Sie gelobte Gott, all ihr Silberzeug der Kirche zu schenken, wenn er sie wieder aus dem Walde herausführte. Da vernahm sie aus der Ferne den Klang einer Glocke, die läutete zur Mitternachtsstunde, und nun schlug die Frau die Richtung ein, woher der Glockenklang kam. Ehe die neun Schläge der Betglocke verklungen waren, fand sie den rechten Weg wieder. Sie bestimmte nun: Da im Auftrage Gottes eine Glocke mich aus dem Walde gerettet hat, so will ich all mein Silber für eine neue Kirchenglocke leihen; diese möge die Menschen, die sich von Gott verirrt haben, wieder auf den rechten Weg führen.

Die Glocke ist im Jahre 1629 gegossen worden; sie hat durch das Silber einhelles Aussehen und einen hellen feinen Klang bekommen und trägt ein Bild St.Georgs, des Drachentöters, und die Inschrift: Anno 1629. Soli Deo Gloria. Heinrich Borstelmann in Braunschweig hat mich gegossen. Sie wurde beim Bau des Turmes 1913 in den Dachreiter der Stadtkirche gehängt und wahrscheinlich im Ersten Weltkriege eingeschmolzen.

Quelle: Will-Erich Peukert: Niedersächsische Sagen V. Göttingen 1968, S.198.
Die Sagen der Lüneburger Heide wurden von
Etta Bengen gesammelt und für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.
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