SCHMUCKE BOHM

In dem Amte Lüchow liegt die schöne Forst an der Preußischen Grenze nach Arendsee, die Planke genannt, mit Eichen, Buchen, Fuhren (Kiefern), Birken und Ellern (Erlen) bewachsen; in dieser Forst sind an jeder Seite sieben Gräben oder Wälle in uralten Zeiten aufgeworfen und wollen einem Kriegsheere zur Verschanzung gedient haben, sie werden auch noch in den vierzehn Graben genannt.

In der Mitte derselben steht eine wunderschöne Eiche, welche jetzt aber trocken ist (1829 vom Sturmwind gebrochen); selbige ist über siebzig Fuß hoch, unten vier Klafter im Umfange, und hat weiter keine Zweige, als oben gehabt, welche Krone gebildet; die Risse von unten bis oben sind schnurgerade und ist der ganze Baum wie gedrechselt.

In einem Buche in quarto, welches im siebzehnten Jahrhunderte zu Ulm gedruckt worden, und den Titel: "Gottes wunderbare Welt" führt, ist unter dser Abtheilung von schönen Bäumen dieser Baum gedacht, mit den Worten: "in dem Lüneburger Walde, die Planke genannt, siehet man ohnweit Lüchau die sogenannte schöne Eiche."

Diese Eiche wird von den Landleuten für heilig gehalten. Der Sage nach, soll in uralten Zeiten, als es Gräben oder Wälle aufgeworfen worden und ein Kriegsheer daselbst gestanden habe, und die Schanzen gestürmt worden, ein König um das Leben gekommen seyn, welcher eine Eichel im Munde gehabt, woraus diese Eiche gewachsen. Vor alten Zeiten haben nahe bei derselben zwei ähnliche gestanden, welche aber nicht ganz so hoch gewesen seyn sollen. Dieser Baum wird von den Landleuten (schmucke Bohm) schöner Baum genannt, die andern sind schmucke Bohm Sohn und Tochter geheißen.

Quelle: Will-Erich Peukert: Niedersächsische Sagen I. Göttingen 1964, S.36.
Die Sagen der Lüneburger Heide wurden von
Etta Bengen gesammelt und für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.
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