DIE BULLENKUHLE BEI BOKEL

Am Südrande des Breitenhees liegt im reizenden Wiesentale das Dorf Bokel mit seiner malerischen Kapelle. Dicht dabei ist die Quelle der Illmenau, die aus einer Reihe kleiner Teiche entsteht, welche unterirdisch miteinander verbunden sind. In munteren Sprüngen eilt das Flüßchen ostwärts. Die Leute sagen, es bade sich in ihm der Bokeler Bulle. Daher das Glucksen und Schilpern des Wassers. Nicht weit von Bokel befindet sich die Bullenkule. Im Mai jedes Jahres entsteigt den Tiefen ein Bulle von wunderlicher Gestalt. Er dringt zu mitternächtlicher Stunde in die Ställe des nahen Dorfes Bokel und befruchtet die einzelnen Kühe. Die geworfenen Kälber haben eine ungemeine Größe und Stärke, bleiben aber wild und ungezähmt, weswegen man sie früh schlachtet.

In Mainächten nähern sich die Hirten ungern dem Dorfe, aus Furcht vor dem wütenden Tiere. Einst überraschte der Bulle einen Schäferknecht aus Günne. Mit entsetzlichem Schnauben und gesenktem Kopfe sprang er ihm entgegen. In seiner Todesangst rief der Schäfer: "Hilf, heilige Jungfrau Maria!" Da war das Spukbild verschwunden.

Aus Dankbarkeit schnitzte der Gerettete eine prachtvolle Tür und schenkte sie der Kapelle in Bokel.

Quelle: Carl Meyer: Stadt und Kreis Uelzen. Ein Heimatbuch. Uelzen 1950, S.166
Die Sagen der Lüneburger Heide wurden von
Etta Bengen gesammelt und für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.
© der Zusammenstellung: Etta Bengen