DER SCHÄFER STÖHR VOM HEIDEHOF

Der alte Schäfer Stöhr vom Heidehof, der oftmals das Wort: "Gott's Will un Gott's Wäer" im Munde führte, war gestorben, und zwei Bauern trugen ihn in seinem Sarge nach Soltau über die Heide. Da überraschte sie ein furchtbares Unwetter, so daß sie den Sarg niedersetzten und das Vorüberziehen des Wetters abwarten wollten. Als der eine Bauer darüber zu klagen anhub, daß das Unwetter ihm sein ganzes Heidkorn vernichten werde, tröstete ihn der andere, indem er auf die Redensart des toten Schäfers "Goo's Will un Gott's Wäer" verwies. Kaum waren seine Worte verklungen, als es aus dem Sarge herausrief:

"Gott's Will un Gott's Wäer, dat seggt he noch;
Gott help em to'n ewigen Leben!"

Von Angst und Schrecken ergriffen, liefen die beiden Bauern davon, ermannten sich dann aber, kehrten zum Sarge zurück, öffneten ihn und fanden den Alten in seinem Totenlinnen unverändert liegen, steif und stumm und ohne Leben.

Zur Erinnerung an diese Begebenheit hat man das "Stöhrkreuz" aufgerichtet, das aber bereits verfallen war, bis man es 1866 wieder mit entsprechender Inschrift erneuerte. Die Rede des alten Schäfers von Gottes Willen und Gottes Wetter lebt aber noch heute in jener Gegend.

Quelle: Heidewanderer, Jg. 6, Nr. 23. In: Carl Meyer: Stadt und Kreis Uelzen. Ein Heimatbuch. Uelzen 1950, S.167
Die Sagen der Lüneburger Heide wurden von
Etta Bengen gesammelt und für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.
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