DER RIEßEL

Das Medinger Kloster ward schon früh reich an liegenden Gründen. Dazu gehörte auch ein großes fruchtbares Ackerfeld unmittelbar vor den Toren des Ortes. Inmitten des Feldes stand ein prächtiges Schloß. Die Nonnen verpachteten das Gut an einen Mann namens Rießelmann. Als die Pachtjahre abgelaufen waren, wollte das Kloster das Gut selber in Bewirtschaftung nehmen. Da erbat sich Rießelmann noch den Ertrag einer Ernte. Die Nonnen in ihrer Gutmütigkeit gewährten ihm die Bitte. Doch Rießelmann war ein Schalk, er säte statt Weizen Eicheln und Bucheckern, die hundert Jahre und mehr bedürfen, bis sie eine Ernte bringen.

Als die Nonnen den Betrug merkten, klagten sie vor Gott im Himmel. Und der beschloß, den Frevler zu strafen. Er sandte dunkle Wolken, und es fing an zu donnern und zu wetterleuchten, daß Rießelmann angst und bange wurde. Und auf einmal tat die Erde ihren Mund auf und verschlang ihn mit seinem ganzen Hausgesinde samt dem Schloß. Die Saat aber ging auf, und ihr verdanken wir die schöne Forst.

Wo das Schloß gestanden hat, deutet der Name "Rießelmanns Kuhle" an. Das ist eine geringe Einsenkung an dem breiten Fahrwege, der den Rießel von Osten nach Westen durchschneidet.

Quelle: Will-Erich Peukert: Niedersächsische Sagen V. Göttingen 1968, S.104.
Die Sagen der Lüneburger Heide wurden von
Etta Bengen gesammelt und für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.
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