VOM BAMA

In der Nähe von Postmünster kam einem Bauern immer Holz von seiner Schar am hinteren Hoftor weg. "Wart, Deifi, dir helf i!" sprach er ingrimmig und er ging ums Haus und betete den Diebssegen. Als er anderntags noch spät beim untern Wirt in Postmünster saß - er war ein "Herrenbauer", der sich des Abends wohl seine Maß Bier und seinen Braten erlauben konnte und hatte auch am Herrentisch beim Ofen seinen Stammsitz - da kam, es mag um Mitternacht gewesen sein, einer seiner Knechte gelaufen und rief- "Baua, kimm glei hoam! Beim hintan Hoftürl steht a Mo obamt! Ko nimma weg!" "Der steht guat!" gab der Bauer zurück und trank weiter. Nach einiger Zeit ging er endlich heim, ohne sich jedoch um den gebannten Dieb zu kümmern. Am kommenden Morgen wollte er ihn erlösen; aber siehe, vom Dieb war keine Spur mehr vorhanden; ein kleines Aschenhäuflein lag an der Stelle, wo er gebannt gestanden hatte. Da wurde dem Bauern doch zweierlei. Wenn er nämlich zur rechten Zeit den Diebssegen rückwärts gesprochen hätte, wäre der Dieb erlöst worden; so aber hatte er die Zeit verpaßt und der Dieb war mit Leib und Seele durch seine Schuld verloren.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen