VEIT HÖFER, ABT IN OBERALTEICH

1633

Alteich war in Schwedenhänden
Und der Gräu'l an heil'ger Stätt';
Aus den ehmals stillen Wänden
Schollen Flüche statt Gebet.

Ferngezogen waren alle,
Die einst frommer Sinn vereint;
Nur der Abt blieb auch im Falle
Seines Stifters treu'ster Freund.

In des nahen Waldes Gauen
Harrte er der süßen Stund',
Wann er wieder dürfte schauen
Den so teuerwerten Grund.

Manche Woche war vergangen
Und er hatt' ihn nicht gesehn',
Da ward stärker das Verlangen
Und er wagt es herzugeh'n.

Ländlich schlicht, im Bauernkleide,
Trieb er Rinder vor sich her
Und zu seines Herzens Freude
War er bald nicht ferne mehr.

Flugs umringten sieben Reiter
Ihn und seine Rinderschar
Und er mußt' mit ihnen weiter -
Ach vielleicht auf immerdar.

Weinend kam an seinen Zellen
Er vorüber nach der Stadt *),
Wo Agnese in den Wellen
Schuldlos einst geendet hat.

Als er hier im Zug der Sieben
Heimlich traut die Bürger grüßt,
Kennt ihn einer seiner Lieben
Und befreiet ihn durch List.

"He, Gevatter!" rief der Kühne,
"Zieht ihr denn noch weiter mit?
Haltet doch ein bißchen inne,
Höret, was zu Haus geschieht!

Euer Weiblein hat geboren,
Seufzt daheim mit nassem Aug';
Sorgt doch, eh' das Kind verloren,
Für der Taufe heil'gen Brauch."

Und der Abt verstand die Rede,
Bat die Reiter lieb und schön,
Daß er zu der kranken Grete
Und zur Taufe dürfe geh'n.

Und sie hörten sein Begehren,
Hielten es für wahr und treu,
Ließen ihn zur Heimat kehren
Und der Abt war frank und frei.

Franz Müller

*) Straubing

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen