SCHIMMELKAPELLEN

Von dem am Ende des Ostabhanges des Bogenbergs gelegen und zum Hutterhof gehörigen Ulrichskirchlein wird folgendes erzählt:

Im Hutterhof ging einmal ein Schimmel ab. Alle Umfrage in der Umgebung war ergebnislos. Schließlich war man darin einig: der Schimmel ist nachts gestohlen worden. Mehrere Wochen darnach wollte die Hutterhofbäuerin dem Ulrichskirchlein wieder einmal einen Besuch abstatten; doch vermochte sie die Türe nicht zu öffnen. Sie ging wieder heim und holte den Schlüssel, fand nun aber, daß das Schloß ohnehin nicht gesperrt sei. Jetzt wendete sie alle Kraft auf und endlich gelang es ihr, die Türe aufzudrücken. Innerhalb derselben lag - der vermißte Schimmel tot. Er war von der Weide weg unversehens in die Kapelle geraten, hatte von rückwärts die Türe zugestoßen und war verhungert. Böse Zungen machten natürlich gleich ihren Schluß auf die Frömmigkeit des Hutterhofbauern und seiner Angehörigen.

Ähnliches wird von verschiedenen niederbayerischen Kapellen erzählt. Solche Kapellen heißen Schimmelkapellen.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen