SCHATZBRENNEN

In manchen Gegenden nennt man die Irrlichter 's Schatzbrennen und man glaubt, daß in den Nächten, in denen so ein Licht gesehen wird, an dem betreffenden Orte ein Schatz so hoch in der Erde emporgestiegen sei, daß er leicht gehoben d.h. ausgegraben werden könne. Ein geweihter Gegenstand, auch Brosamen, an die Stelle geworfen, kann den Schatz bannen, so daß er nicht mehr in die Tiefe zurücksinkt. Beim Schatzheben darf kein Wort gesprochen werden.

Bei Rimbach bemerkten einst zwei Männer ein solches Flämmchen. Sie eilten heim und holten Pickel und Schaufel. Etwa zwei Schuh tief mochten sie gegraben haben, als sie auf einen eisernen Topf stießen. Auf dem Deckel des Topfes saß aber eine Kröte von entsetzlicher Häßlichkeit. Vor Ekel und Schrecken stießen die beiden Schatzgräber einen Schrei aus und in demselben Augenblick war der Topf verschwunden.

In derselben Gegend zeigte sich das Schatzbrennen öfters auch bei einem Erlenbaum. Ein altes Weib von greulicher Gestalt saß als Hüterin des Schatzes an der Stelle. Niemand getraute sich, den Schatz zu heben.

Auf der Waldwiese hinter dem Aignhof bei Rimbach, dort, wo heute die Wurzelstöcke zweier Erlen stehen, sah man ebenfalls einmal ein Schatzflämmchen flackern. Zwei Knechte aus dem Aignhofe gingen daran, den Schatz zu heben. Sie legten sich eines Nachts in der Nähe nieder, um das Wiedererscheinen des Lichtleins abzuwarten. Währenddessen schlief der eine ein. Da kam das Lichtlein. "Der Schatz brennt!" schrie in freudiger Aufregung der Kamerad. Schlaftrunken rieb sich der andere die Augen und brauchte lange, bis er zu sich kam und wußte, wo er sei und welcher Zweck ihn hiehergeführt. Mit dem Schatzheben war es für diesmal vorbei; das Lichtlein war längst verschwunden.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen