DER STERB UM FREYUNG

Auch die Pfarrei Freyung wurde einst von der Pest heimgesucht. Von der ganzen Pfarrei, die damals ungemein groß war, blieben nur acht Personen am Leben. In den Dörfern Winkelbrunn und Hinterschmiding lebte nur noch je eine einzige Person. Täglich schaute die von Schmiding nach Winkelbrunn hinüber, ob dort noch Rauch aufsteige und umgekehrt blickte die von Winkelbrunn nach Schmiding herüber. Der Kaminrauch war sozusagen das Lebenszeichen, das die beiden sich gegenseitig gaben. Alle zwei entrannen glücklich dem Tode. Später erzählten sie, daß ein Vöglein des öfteren an ihr Fenster geflogen sei und gesungen habe: "eßt's nur brav Ehrenpreis und Pimpernell, dann bleibt's gesund, sterbt's nöt so schnell!" was sie auch befolgt hätten und darum seien sie am Leben geblieben.

Als Erinnerung an jene schreckliche Pestzeit, das Volk sagt "der Sterb", wird in Freyung noch heute jeden Sonntag morgens 8 Uhr geläutet.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen