DER TEUFEL MIT DER ESELSHAUT

Der Teufel schlich sich einmal in die Kirche und schrieb die Leute, welche zerstreut und unandächtig waren auf. Zu diesem Zwecke benützte er eine Rolle gegerbter Eselshaut. Eines Tages nun kam er im Bayerischen Walde drinnen in das Pfarrdorf Wollaberg. In der Kirche, die droben am Berggipfel steht, war eben Gottesdienst. Er ging in die Kirche hinein und bestieg die Kanzel um alle Anwesenden übersehen zu können. Er bekam auch genug Arbeit; denn die Unandächtigen waren so zahlreich, daß die Rolle zu klein zu werden drohte. Schließlich war die alte Schmiedin noch die einzige Person in der Kirche, die noch nicht auf der Eselshaut geschrieben stand. Um noch Raum zu gewinnen, wollte der Teufel die Haut dehnen. Zu diesem Zwecke trat er mit den Füßen auf das untere Ende derselben und mit den Händen und Zähnen zog und streckte er am oberen. Plötzlich zerriß die Haut und der Teufel schlug sich den Kopf ordentlich an die Wand. Die alte Schmiedin hatte das beobachtet und konnte sich des Lachens nicht mehr enthalten. Nun schrieb der Teufel auch sie auf.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen