KUGELGIEßEN

Die Grabkreuze werden gewöhnlich mittels Blei im Steinsockel befestigt. Kugeln, welche in der Christnacht zwischen 11 und 12 Uhr aus solchem Blei gegossen werden, sollen sicher treffen. *)

Ein Jäger aus der Gegend von Büchlberg wollte einmal solche Kugeln gießen. Zu diesem Zwecke schlich er in der Mettennacht auf den Friedhof und verschaffte sich von einem Grabe das notwendige Blei. Als er aber den Friedhof wieder verlassen wollte, fand er die Türe fest verschlossen. In seiner Angst wollte er über die Mauer steigen. Da faßte ihn eine unsichtbare Hand von rückwärts, zog ihn zurück und schleuderte ihn so unsanft zu Boden, daß er lange bewußtlos liegen blieb.

*) Solche sicher treffende Kugeln heißen auch Freikugeln.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen