DAS WUNDERWIRKENDE KRUZIFIX AUF DEM KREUZBERG ZU HAARDORF

"Wer zwar ein Kunst- oder Meister-Stuck zu sehen begierig, der lasse sich von Fürwitz nicht anleiten nacher Hardorf zu kommen, und etwas solches an allhiesigen heiligen Kreutz zu bewunderen, indem derjenige, so diese Bildniß schon vor viel hundert Jahren verfertiget, mit weit mehrer Frommkeit, und göttlichen Gnad, als Kunst, und Erfahrenheit in Schneidung der Bildern versehen gewesen", so heißt es in einem 1775 zu Straubing gedruckten Wallfahrtsbüchlein.

Von einem Grafen zu Hals soll es 1262 hieher geschenkt worden sein und in unzähligen Fällen Hilfe in allen Nöten gebracht haben, wie die vielen Votivtafeln und Weihegaben beweisen. Niemand, der sich an das wundertätige Bildnis gewendet, hat das Kirchlein unerhört verlassen.

Eine Menge Heilungen sind "angezeigt" und aufgeschrieben worden. Lassen wir nur einige Beispiele folgen:

1. Theresia Doblerin abgedankte Soldatin hat ihr Töchterl mit 3 Jahren allher verlobet, weilen ihme die Mader in den Kopf gewachsen, und kein Mittel zu helfen ware, nach gethaner Gelübd seynd die Mader aus dem Kopf kommen, und ist stündlich besser worden den 8. Juni Anno 1731.

2. Maria Anna Unverdorbin attestirte den 20.Juli 1764 daß sie den Wurm am Kopf gehabt, alle Mittel ohne Verfang angewendet, als sie sich aber anhero verlobt, ist sie davon befreyt worden.

3. Eine gewisse Person verlobt sich anhero den 12.Jenner 1770 in Anliegen eines ZahnGeschwär, welches kein Ueberschlag noch anderes vertreiben kunte, und als sie sich anhero versprochen, ist das Geschwär vergangen.

4. Gleiche Gutthat hat auch erhalten, und angezeiget den 3.April 1767 Maria Schwanzlin aus der Hofkirchner Pfarr, daß sie in einen Trunk Wasser etwas bekommen, so in dem Hals 10 Wochen geblieben, durch Anrufung unsers lieben Herrn auf dem Kreutzberg allhier befreyt worden.

5. Den 22. Jenner Anno 1736 hat Bartholome Prunhueber Dienstknecht bey Johann Leßl Müller von Willing den Fuß ausgeköglet, so bald er sich anhero zu dem gekreutzigten Heiland verlobet, ist der Fuß den zweyten Tag ohne Anstand besser worden. Zeugen Johann Wälleder Bauer von Hardorf, und Augustin Hofer Bauer von Milging.

6. Antonius Schneider, Bauer zu Unternbuch aus der Pleintinger Pfarr verlobte sich anhero im Jahr 1766, mit einem Votiv-Täfelein, als er in einem Raufhandl tödtliche Streich bekommen, am ganzen Leib zerschlagen, übel zugericht worden, und ist glücklich wieder curirt, und restituirt worden.

Aber nicht nur Menschen, auch Tieren wurde Heilung erwirkt:

1. Sebastian Froschauer von Eichendorf verlobte sich anhero den 10.Juni 1763 mit einem Pferd, so Jahr und Tag den linken Fuß nicht brauchen können, und ist besser worden.

2. Simon Schweicher von Wallerstorf verlobte sich anhero den 15.Juni 1770 mit einem Rind, so ein Geschwär am Kopf bekommen, und ist gleich vergangen.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen