IN DER MOOSLEITEN

Am Haselbach liegt in der Nähe des Sumpfes eine kleine, unscheinbare Kapelle, deren Wände von einer Menge Votivtafeln geschmückt sind. Einem alten Wandbilde der Kapelle liegt folgende Sage zugrunde: Vor langer Zeit gingen einmal einige Bauernburschen von der Viechtacher Kirchweih nach Rothenbühl und Blöß nach Hause. Unterwegs erzählte der eine, daß auf dem Brücklein Über den Haselbach schon oft der Teufel gesessen sei und manchen in den Sumpf gelockt habe; auch er habe schon in späten Sommernächten hier blaue Lichtlein flackern sehen, die sich zu höllischen Fratzengestalten zusammengeballt hätten. Die Begleiter des Erzählers lachten ungläubig und einer meinte, er hätte Mut sich noch diese Nacht auf das Brücklein zu stellen und den Teufel im Sumpfe zu rufen. Während die anderen ihres Weges gingen, blieb der Verwegene zurück und wartete, an das Geländer gelehnt, auf dem Stege die Stunde der Mitternacht ab. Dann schrie er unter gräßlichem Fluchen: »Teufel, zeige dich und deine Macht!« Plumps brach das Geländer; der FrevIer stürzte hinab und versank im Sumpf, während aus den Binsen in der Nähe ein schauerliches Hohngelächter erscholl. Von da an sah man in der Moosleiten immer um ein Lichtlein mehr flackern.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen