'S HEXNNANDL

Vor langer Zeit lebte in Jesendorf bei Wippstetten 's Hexnnandl. Es war vom bösen Feind besessen. In der ganzen Umgegend war es bekannt und gefürchtet. Eines schönen Sommertages ging es nach Hüttenkofen bei Golding. Die Leute waren allenthalben bei der Erntearbeit. Da schrie 's Nandl zum Angerbauern hinüber: "macht's, daß fürti werd'ts, wei 's Wöda kimmt!" Die Leute aber lachten und meinten, von einem Gewitter könne keine Rede sein, da nicht ein Wölklein am Himmel sich zeige. 's Nandl war noch nicht zehn Schritte gegangen, so zog es grau vom Horizonte her und bald blitzte und donnerte es fürchterlich und der Regen floß in Strömen.

's Nandl äußerte sich gar oft: "wenn nur der Wippstettner Kettenhund und der Jesendorfer Kirchenhund nicht wären, dann tät ich 's ganze Vilstal vernichten!" Der Wippstettner Hund war die Wetterglocke, der Jesendorfer Hund der hl. Michael.

's Hexnnandl sollte schließlich auf dem Scheiterhaufen enden. Acht Männer vermochten sie nicht zu fesseln. Sobald sie die Erde berührte, hatte sie unheimliche Kraft. Eine große Menge Männer machten sich endlich über sie her und zog sie zur Stube hinein. Nun gelang es, sie zu binden und lebendig auf den brennenden Scheiterhaufen zu werfen.

Nach H. Stocker

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen