HALBMEILE

Früher breitete sich zwischen Deggenau und Hengersberg ein dichter Eichenwald aus. Durch denselben ritt vor fast 300 Jahren nachts einmal ein Advokat aus Deggendorf, der in gerichtlicher Angelegenheit in Hengersberg zu tun hatte. Da erschien ihm plötzlich mitten im Walde ein grausiges Gespenst, das ihn entsetzlich ängstigte und bedrängte. In seiner Not rief er die Hilfe Mariens an und versprach, ein Bildnis Mariens von den sieben Schmerzen aufzurichten. Sofort verschwand das Gespenst und er kam ohne weitere Belästigung durch den Wald. Nach kurzer Zeit ließ er, wie er gelobt, hart an der Straße, da wo er sein Gelöbnis gemacht hatte, ein Mäuerlein aufführen und daran das Bildnis Maria sieben Schmerzen anbringen.

1733 wurde darüber eine Holzkapelle errichtet. Etwa 50 Jahre später erstand dann an ihrer Stelle ein steinernes Gotteshaus.

Das Gnadenbild Maria sieben Schmerzen wurde mit der Zeit von zahlreichen Personen aufgesucht und verehrt. Bald wurden auch auffallende Erhörungen bekannt, die Anlaß waren, daß die Stätte zu einer aufblühenden Wallfahrt wurde, die, weil sie eine Stunde von Deggendorf entfernt liegt, Halbmeile genannt wurde.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen