VOM BAUERN, DER DEN GRENZSTEIN VERSETZTE

In Bergham bei Loiching-Teisbach starb vor Jahren ein Bauer. Im Hofe des Verstorbenen blieb nun einmal ein Knecht während der Weihnachtsmette zu Hause. Da kam plötzlich durch die verschlossenen Türen der verstorbene Bauer herein. Der Knecht erschrak und getraute sich nicht, den Geist anzureden. Der Geist verschwand wieder und alsbald kamen die Leute von der Kirche zurück. Sie erkannten sogleich, daß etwas besonderes vorgekommen sein müsse und fragten den Knecht, warum er so blaß sei. Dieser erzählte, was er gesehen. Seitens der Hausangehörigen herrschte nun allgemein die Ansicht, der Knecht hätte den Geist befragen sollen, was er begehre. Im nächsten Jahre blieb nun derselbe Knecht und der Mitterknecht in der gleichen Nacht zu Hause. Wieder erschien der Verstorbene. Diesmal fragten sie ihn, was er wolle. Da sprach er: "Knecht, ich habe einen Grenzstein versetzt. Du warst selber dabei. Tue ihn wieder hin, wo er zuvor gestanden; dann bin ich erlöst!" Darauf verschwand der Bauer und als der Stein zurückgesetzt war, kam er nicht wieder.

H. Stocker

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen