VO GALGWEIS UND VO GERGWEIS
Auf den Waldler ist der Gäubauer wie der Rott- und Vilstaler im
allgemeinen gar nicht gut zu sprechen und wo man ihm eins anhängen
kann, geschieht dies sozusagen mit Vergnügen. Einen Beweis hievon
liefert schon der Spottvers, den man ihm angedichtet:
Dös machen d' Ba(u)m!« *)
Damit soll angedeutet werden, daß man sich im Lande rechts der Donau (wir sprechen von Niederbayern) für geistig freier, für fortgeschrittener hält. Nun ja Furcht und Aberglaube kann man da drinnen im Böhmerwalde vielleicht häufiger antreffen; aber diesbezüglich ist es heutzutage in anderen Gegenden gewiß auch noch nicht rein. Vor wenig Jahren lernten wir z. B. um Ortenburg einen Bauersmann kennen, der stets den »Tobiassegen« in der Tasche trug, wenn er eine Reise machte oder ein Geschäft unternahm und mit ihm fühlte er sich völlig sicher und zu ihm hatte er ein so großes Vertrauen, daß der Handel gut gehen mußte, wenn er bei ihm war.
Und von manchen Bäuerinnen wissen wir, daß sie heute noch ihr Hexensprüchlein sagen, wenn sie Butter ausrühren. So heißt es in der Gegend von Falkenberg:
an Buda wia r a Stallhaus;
grad vo meina Schwagrin nöt
und vo meina Gvadrin nöt
und sunst überall!«
Um Vilshofen galt und gilt der Spruch: »Vo Galgweis und vo Gergweis! Vo Galgweis und vo Gergweis!« usf. Wer so ein Hexensprüchlein kannte und anwandte, konnte nach der verbreiteten Meinung immer auf »einen großen Butter« hoffen.
In Göttersdorf nun war es, da stellte einmal eine Bäuerin ihrem Manne das Butterfaß hin, damit er ausrühre. Beileibe aber durfte er sein Sprüchlein nicht vergessen und das hieß auch: »Vo Galgweis und vo Gergweis!« Wie er nun so rührte, dachte er: »Warum grad allawei vo Galgweis und vo Gergweis, liegt do Oberndorf a nöt weit weg?« Und er brummte: Wo Galgweis und vo Gergweis und vo Oberndorf a!« Aber kaum hatte er das noch ein paarmal wiederholt, so zerriß es auf einmal den Rührkübel.
*) Der Waldler freilich erwidert:
»Daß 's im Wald finsta is,
dös mochan d Ba(u)m;
daß 's a(u)fn Gäu hella is,
dös gla(u)b i ka(u)m!«
Quelle: Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen