DIE ZURÜCKGENOMMENE OPFERGABE

Im Enggruberhofe bei Neuhofen hatte man immer Unglück im Stalle. Das Vieh nahm nimmer zu und bald verendete eine Kuh, bald ein Ochse. Da versprach sich der damalige Besitzer des Hofes zum Hl. Erasmus nach Heiligenberg und gelobte, sobald er Erhörung fände und Besserung bei seinem Viehstand einträte, eine Kalbin zu opfern. Der hl. Erasmus war ihm gnädig und bald gab es keine Klage mehr auf dem Enggruberhofe. Der Bauer vergaß aber auch sein Versprechen nicht und führte eines schönen Tages seine schönste Kalbin auf den Heiligenberg. Doch als er mit seinem Opfer vor dem Altare stand, reute ihn das Versprechen. Er riß die Kalbin herum und sagte: »Wenn ma's Radl schmiert, nacha geht's!« Dann führte er sein Opferrindlein wieder heimzu. Aber siehe, im Pflaster des Kirchenbodens hatten sich die Klauen der Kälbin unauslöschlich eingegraben. Die Steine, auf denen diese Abdrücke sich befinden, wurden später herausgehoben und in die Seitenwand des Kirchleins, das jetzt eine Seitenkapelle zu der später vergrößerten Wallfahrtskirche bildet, zum ewigen Gedächtnis eingelassen.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen