DIE RIESENGEIß AUF DEM HOHENBOGEN
Vor uralten Zeiten weidete eine Geiß auf dem Hohenbogen, welche so ungeheuer groß war, daß ihr Rücken die Wipfel der höchsten Bäume überragte. Im Tag fraß das Untier zwei Morgen Landes ab. Einmal schlief es am Rande eines Hohlweges und ließ seine strotzenden Euter über diesen herabhängen. Ein Holzwagen, der aus dem Hochwalde herabkam, riß ihm im Vorüberfahren eine Zitze weg und aus der Wunde ergoß sich ein Wolkenbruch von Milch, welcher sieben Dörfer am Fuße des Berges hinwegschwemmte. Das war das erste und letzte Mal, daß stromweise Milch geflossen ist im gelobten Lande Bayerwald.
Müller und Grueber, Der Bayerische Wald
Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen