DIE REDENDEN OCHSEN IN GROßENPINNING

In Großenpinning bei Münchshöfen lebte ein gottesfürchtiger, heiligmäßiger Bauersmann mit Namen Hermann. Der Knecht desselben legte sich in der Christnacht einmal in den Ochsenbarn. Da hörte er in der Mitternachtsstunde einen der Ochsen sprechen: "das kommende Jahr wird ein trauriges werden, wenn wir unseren Herrn zur letzten Ruhe führen müssen!" "Ja, ja und eine lange Fahrt steht uns bevor, bis wir ihn nach Oberkreuzberg bringen!" sagte der andere. Was die Ochsen prophezeit hatten, traf ein. Während des nächsten Jahres starb Hermann, der Bauer. Man legte den Leichnam auf einen Wagen, der mit jenen zwei Ochsen bespannt war. Diese führten ihn aus dem fruchtbaren Gefilde der Donauebene hinein in den Bayerischen Wald. Am Fuße eines Berges, der mit einem Kreuz gekrönt war, rasteten sie. Die Begleiter wollten darauf den Leichnam vom Wagen nehmen, da zogen die Ochsen wieder an und erst auf dem Berge oben hielten sie wieder. Hier lud man den Toten ab und begrub ihn. Über dem Grabe erbaute man dann ein Kirchlein mit niederem, hölzernem Türmchen.

Wenn von diesem Türmchen die Glocke die zwölfte Mittagsstunde verkündet, hören die läutenden Kinder dann und wann ein unterirdisches Klopfen in der Kirche. Die Leute sagen, daß das der selige Hermann sei, der damit anzeigt, daß seine Gebeine in Silber gefaßt werden sollen.

Ein altes, geschnitztes Bild in der Kirche erinnert an die oben beschriebene Leichenfahrt.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen