DIE HÖLLMÜHLE

Wenn man von Hintereben aus den Fußweg nach Fürholz hinüber geht, kommt man bald in ein Tal, das der Osterbach durchfließt, an dessen Wassern eine Mühle ihr Räder schwingt, welche den Namen Höllmühle trägt. Sie heißt Höllmühle, weil sie, wie der Volksmund erzählt, in früher Zeit einmal dem Teufel zum Aufenthalte gedient hat. Damals lebte auf dieser Mühle ein Müller, der es mit seinem Gewissen und dem Mehle seiner Kundschaft gar nicht genau nahm. Eines Nachts kam der Teufel zu ihm und sagte: »Müller, du gehörst mir!« »Warum denn?« fragte erschrocken der Müller. »Weil du unter allen Müllern hier herum der größte Dieb bist!« »So?« sagte der Müller. »Ich möchte sehen, was du tätest, wenn du der Müller wärest!« Und der Teufel erklärte, er wolle den Müller vierzehn Tage lang ablösen; wenn er aber die Leute noch mehr betrüge als der Müller, so solle der Müller aus seiner d. h. des Teufels Gewalt sein. Als nun die Leute zur Mühle kamen, staunten sie; denn sie bekamen jetzt immer doppelt soviel Mehl mit als früher. Aber wenn sie zu Hause waren und das Mehl von den Säcken in die Truhen leerten, da hatten sie kein Mehl vor sich, sondern kohlrabenschwarzen Ruß. Nachdem endlich die vierzehn Tage um waren sagte der Teufel zum Müller: »Siehst Du, Bürschlein, nun gehörst Du mir; ich habe den Leuten doppelt soviel gegeben als Du!« » Hollah!« entgegnete der Müller, »Du hast ihnen alles gestohlen, da sie nur Ruß heimbrachten!« Da schmunzelte der Teufel und ließ den Müller in Ruhe.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen