DIE GLOCKE VON HAINBERG

In Hainberg steht ein uraltes Kirchlein mit festem Turm und dicken Mauern. Um das Kirchlein dehnt sich ein Friedhof aus, der heute viel zu groß ist. In alter Zeit wurden hier die Toten des ganzen Kollbachtales begraben. Als aber Arnstorf größer wurde und Herzog Heinrich der Reiche den Markt von Hainberg nach Arnstorf verlegt hatte, da fing man an, hier eine große Kirche zu erbauen.

Die Kirche ward fertig; aber auch das Geld ging zu Ende und man hatte noch keine Glocken. Da sollte die Glocke von Hainberg nach Arnstorf verbracht werden. Sie wurde auf einen Wagen geladen und mit zwei Rossen weggefahren. Mitten auf dem ebenen Wege zwischen Hainberg und Arnstorf aber blieb der Wagen stehen. Auch 4 und 6 Pferde konnten ihn nicht vom Platze bringen. Die Fuhrleute schlugen auf die Rosse ein und schimpften und schalten.

Ein Bauer von Hainberg sah das mit an und sprach: "wartet, ich will meinen Ochsen holen und euch Vorspann tun." Er brachte sein Öchslein, spannte es aber hinten an den Starz. Der Schecke zog an und rückwärts ging der Wagen sogleich von der Stelle. Nun sprach der Bauer: "da seht ihr, daß die Glocke nicht nach Arnstorf gehört, sondern in Hainberg bleiben soll."

"Hüh, hot!" und der Ochse lief samt Wagen und Glocke dem Hainberger Kirchturm zu.

Seitdem hängt die Glocke wieder auf dem Turme in Hainberg und schallt laut und lieblich durch das Kollbachtal.

J. Weiher

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen