DIE GESPENSTERSOLDATEN

Tief drinnen im Walde lebte auf einem sogenannten Waldhaus ein Bauer, von dem die Rede war, er verstehe mehr als Brotessen und habe von seiner Urgroßmutter, mit der es auch nicht geheuer gewesen sei' verschiedene Hexenbücher geerbt und treibe allerhand, bei dem es nicht mit rechten Dingen zugehe. So habe er dem Förster, dem er und der ihm nicht grün war, den Wald voll Hasen angezaubert, die nicht zu schießen waren und dergleichen mehr.

Einem seiner Knechte ist nun auch so ein Stückchen begegnet, an das er sicher sein Leben lang dachte.

Es war Christnacht und der Bauer, die Bäuerin und sämtliche Ehehalten *) gingen zur Christmette ins Pfarrdorf hinunter; nur der erwähnte Knecht blieb als Haushüter daheim. Aus Langeweile suchte er die Hexenbücher des Bauern hervor und begann darin zu lesen. Es dauert nicht lange, da geht die Stubentüre auf und herein tritt ein wilder, schnauzbärtiger Soldat. Tritt für Tritt marschiert er an den Tisch heran und bleibt dann ruhig stehen. Der erschrockene Knecht weiß sich nicht zu helfen und liest in seiner Angst weiter. Wieder geht die Türe auf und nochmals tritt ein Soldat ein. So geht es weiter bis die ganze Stube voll ist. Kreidebleich und zitternd vor Furcht sitzt der Knecht am Tisch und wenn das Fenster hinter seinem Rücken offen gestanden wäre, er hätte sich durch dasselbe davon gemacht. Da hört er draußen den Bauern, der von der Mette heimgekehrt war und ihm zurief, die Haustüre zu öffnen. Aufatmend ruft er ihm entgegen, was sich ereignet, worauf ihm der Bauer rät, das vorher Gelesene wieder rückwärts zu lesen. Der Knecht tat es und die Soldaten verschwanden wieder wie sie gekommen waren, einer nach dem anderen. Von nun an ließ er aber die Bücher des Bauern in Ruhe.

*) Dienstboten

Quelle: Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen