DIE DREI JUNGFRAUEN IM PLÖCKENSTEINSEE
Die Prinzen gingen einmal auf die Suche nach Ländern. Da kamen sie an den Dreisesselfelsen und als sie ringsum die herrlichen Wälder und saftigen Wiesen sahen, gefiel es ihnen so, daß sie beschlossen, hier zu bleiben. Sie nahmen auf dem Dreisessel Platz und teilten das Land unter sich. Der eine nahm Bayern, der andere Böhmen, der dritte Österreich. Aber sie hatten keine Kronen und ohne Kronen wollten sie nicht Herrscher sein. Ratlos standen sie auf dem hohen Berge.
Da flogen drei Prinzessinnen herbei, die wegen ihrer Häßlichkeit hieher verbannt worden waren. Sie trugen weiße Samtkleider und Hermelinschürzen. In der Schürze barg jede eine Krone. Da freuten sich die Prinzen und versprachen den Jungfrauen, sie sollten ihre Königinnen werden, wenn sie ihnen die Kronen gäben. Freudig gaben sie die Kronen hin; aber die Prinzen hielten nicht Wort. Sie machten die Jungfrauen nicht zu ihren Königinnen, sondern verwünschten sie in den Plöckensteinsee, worauf sie mit ihren Kronen in ihre Länder zogen.
Die Jungfrauen warten im Plöckensteinsee noch immer auf Erlösung und kommen in jeder Dreikönigsnacht an den Dreisessel und klagen um ihre verlorenen Kronen.
Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen